Einsame Spitze

Eine Traumtour - die isländischen Westfjorde!
Eine Traumtour - die isländischen Westfjorde!

Die isländischen Westfjorde sind der nordwestlichste Zipfel des Atlantik Eilands und gehören zu den letzten unberührten Wildnisgebieten in Europa: zerrissen und zerfrucht, von Wind und Wetter gepeitscht, menschenleer, aber reich an Tieren. Hier liegen die größten Vogelfelsen Islands, in den Fjorden tummeln sich Robben und Polarfüchse leisten dem Trekker an Land Gesellschaft.

Immer wieder warten steile, zum Teil gefährliche An- und Abstiege, zudem müssen regelmäßig Flüsse durchquert werden. Doch wer sich den Herausforderungen dieser einzigartig schönen Gegend stellt, wird es nicht bereuen.

 

Plötzlich kreischen die Mädels hinter mir schrill auf, weil die Spitze der Tragfläche haarscharf an einer Felsnadel vorbei schrammt während das Flugzeug wie ein Stein auf das Meer zustürzt. Erst kurz vor dem Boden zieht der Pilot die Nase der zweimotorigen Maschine hoch und setzt sanft auf. Christoph und ich sind begeistert über den abenteuerlichen Anflug auf Ísafjörđur.

Kurze Zeit wuselt es auf dem kleinen Flughafen wie in einem Ameisenhaufen, dann hat jeder sein Gepäck in Empfang genommen, ist ins nächste Auto oder Taxi gesprungen und Ruhe kehrt ein.

Nach dem bunten Treiben in Reykjavík komme ich mir vor wie am Ende der Welt. Genau das versprach mir Christoph auch als er mich vor ein paar Monaten einlud, mit ihm und Ingrid eine Zehntages-Tour in den Westfjorden zu unternehmen: „Die Westfjorde sollen so wild und verlassen sein wie der Sarek Nationalpark in Nordschweden,“ machte Christoph mir die Gegend schmackhaft.

 

Auf dem Hinflug bestätigt der Blick aus dem Fenster immer wieder Christophs Versprechen: Endlose, menschenleere Hochplateaus, die sich Mitte Juni noch immer unter einer geschlossenen Schneedecke verstecken. Fast senkrecht fallen sie zur Küste hin ab, um einen kurzen Streifen Strand freizulassen, auf dem weder Haus, Straßen oder andere Anzeichen der Zivilisation sichtbar sind.

Und Ísafjörđur ist das Tor zu dieser Wildnis; nicht schön, aber trotzdem beeindruckend, zum Teil sogar bedrohlich: Rings um den schmalen Fjord heben sich mehrere hundert Meter hohe, fast senkrechte Felswände wie Gefängnismauern um die Siedlung, die entlang des Fjords liegt.

Nur in Richtung Meer scheint ein Entkommen möglich. Dorthin werden wir morgen mit dem Boot fliehen, das uns an den Startpunkt unserer Zehntages-Tour bringt.

Für die Einwohner Ísafjörđurs bleibt nur die Flucht nach Reykjavík. Und diese Flucht in eine vermeintlich bessere Welt wird uns auch auf der Tour immer wieder begegnen: Oft stoßen wir auf bis auf die Grundmauern zerfallenen Hofruinen; nur zum Teil sind sie als Feriendomizil wieder hergerichtet worden.

Darüber mache ich mir an unserem ersten Tag in Ísafjörđur natürlich keine Gedanken; auf dem Campingplatz angekommen stellen wir unsere beiden Zelte auf und da tauchen schon die ersten Probleme mit dem einen Testzelt auf: Beim Aufbau schießt das Gestänge durch den Kanal. Gut, dass es sich um einen Prototypen handelt und diese Mängel in der Produktion behoben werden können, am ersten Ruhetag werde ich wohl mit Nadel und Faden ran müssen, um den Mangel provisorisch zu beheben. Manchmal frage ich mich, wieso mich Leute um meinen Job beneiden.

Christoph beschäftigt noch immer die Frage, ob er dem Testkocher vertrauen kann oder ob er nicht zusätzlich seinen geliebten MSR Dragonfly einpacken muss. Eigentlich teile ich seine Bedenken, aber für drei Personen schon zwei große Zelte und dann noch zwei Kocher mitzuschleppen, wäre vielleicht doch etwas übertrieben. Zumal der Fotonarr Christoph neben der normalen Kameraausrüstung über 50 Filme, sein 1300 Gramm schweres Tele und ein ausgewachsenen Stativ mitschleppt.

Ist doch normal,“ meint Christoph, „aber für jeden Tag eine Packung Granola Kekse, fein säuberlich verpackt in einer riesigen Tupper Plastikbox, damit nichts zerdrückt wird, das ist verrückt.“ Da bin ich natürlich anderer Meinung, denn die Kekse schmecken nicht nur gut, sie sind auch gesund, schließlich handelt es sich um Vollkornkekse.

Wie Ingrid wohl darüber denkt? Nun ja, mehr als ein nettes Lächeln ist ihr nicht zu entlocken; auf jeden Fall genießt sie in der Cappuccino Pause die ersten Kekse. Christoph sieht zumindest, dass der Testkocher Wasser zum Kochen bringt, also bleibt der Dragonfly im Schließfach auf dem Campingplatz.

Abends gönnen wir uns dann noch ein gutes Essen in der einzigen Pizzeria des Orts und harren gespannt auf den nächsten Tag.

 

Der wartet mit schlechten Nachrichten auf: Draußen auf See herrscht zu starker Wind, also kann das Boot nicht ablegen. Nun sind auch wir gefangen! Wenigstens kann ich das Zelt heute schon in Ordnung bringen. Christoph geht auf Fotosafari und Ingrid räkelt sich genüsslich in der Sonne, was sie sich auch redlich verdient hat, weil sie alles organisatorische übernommen hat.

Vielleicht nimmt der Wind ja gegen Mittag ab und wir können trotzdem noch starten,“ überlegen wir uns. Doch auch um die Mittagszeit herrschen draußen auf See die gleichen Bedingungen und wir fangen an, uns Alternativen auszudenken, falls sich nichts ändern sollte.

 

Aufatmen am nächsten morgen, denn unsere Bedenken erweisen sich als unnötig: Man gibt uns Bescheid, dass alles klar geht und wir um die Mittagszeit ablegen werden. Schnell packen wir zusammen, verabschieden uns endgültig vom MSR Dragonfly und machen uns auf den Weg in Richtung Hafen.

Nach dem herzlichen Empfang an Bord geht es sofort los im Richtung Hesteyri, einem Ort, der 1952 verlassenen wurde, aber mittlerweile wieder als Sommerdomizil benutzt wird. Dort erwartet uns ein traumhaft schöner Strand, im Hintergrund bilden schneebedeckte Berge einen tollen Kontrast zum strahlend blauen Himmel und dem dunkelblauen, fast schwarzen Meer.

Ein Blick auf die Uhr bestätigt die Signale meines Magens: Kaffeepause! Und während die nächste Granola Packung unter Ingrids und meinen Händen das zeitliche segnet, ist Christoph schon wieder mit seiner Kamera unterwegs.

In den nächsten Tagen frage ich mich immer wieder, was der Kerl eigentlich alles fotografiert. Ein paar Wochen später wird mich das Ergebnis verstummen lassen (die Dias von Christoph machen Spaß, weil er Details sieht, die mir nie in den Sinn kämen und so erlebe ich die Westfjorde bei seiner Diashow nochmals von einer anderen Seite).

 

Nach einer knappen Stunde machen wir uns auf die Socken, nur um kurz darauf wieder innezuhalten: Unsere erste Flussdurchquerung wartet, also Schuhe und Socken ausziehen und in Neoprensocken und Tevas hineinschlüpfen. Dieses Prozedere sollte uns in den nächsten neun Tagen in Fleisch und Blut übergehen, denn immer wieder müssen Flüsse und Bäche durchquert werden, weil es keine Brücken oder Stege gibt. Mit jedem Mal bin ich Christoph dankbarer für seine Idee, die Neoprensocken mitzunehmen, weil die Füße selbst bei längeren Durchquerungen relativ warm bleiben.

 

Der erste Aufstieg dauert länger als gedacht: Immer wieder halten wir an und lassen die großartige Landschaft der Westfjorde auf uns wirken; kein laut stört die Idylle außer das gelegentlich Auslösen der Kamera: ein mechanisches Klick, wenn Ingrid fotografiert, ein einmaliger elektronischer Filmtransport zeugt vom Profi Christoph und ich oute mich durch das mehrmalige Klack, Klack, Klack der Belichtungsserie, die die Wahrscheinlichkeit einer guten Aufnahme steigert – ein Muss für „Greenhorns“.

Anfangs markiert ein breiter Pfad den Weg, doch mit der Zeit verliert er sich im Knöchel hohen Moos und in Geröllfeldern. Steinmännchen weißen weiterhin den Weg, doch das Vorankommen ist schwierig: Bei jedem Schritt tastet man erstmals ein wenig nach dem Untergrund, weil Steine und Pfützen oft nicht sichtbar sind im dichten Moos. Also entschließen wir uns nach vier Stunden die Zelte aufzuschlagen.

Wir finden zwar keinen topfebenen Platz, dafür ist die Aussicht auf zwei Wasserfälle und den Fjord gigantisch. Die Unebenheiten gleichen wir mit Bekleidung aus, die wir unter die Isomatten schieben und so freue ich mich auf die ersten Nacht abseits der Zivilisation.

Und was macht Christoph? Er schnappt sich seine Kamera und geht wieder auf Fotoexkursion zum nächsten Gipfel, dem 524 Meter hohen Kistufell. Am nächsten Morgen erzählt er uns wie die Sonne gegen zwei Uhr nachts kurz hinter einer Wolkenwand verschwand, diese blutrot erstrahlte und so die schneebedeckten Berggipfel und der Gletscher Dranga-Jökull in dasselbe Licht hüllte. Dieses mal bin ich wohl eindeutig zu früh im Schlafsack verschwunden, dieser Fehler sollte mir dann nicht mehr passieren.

 

Auch der nächste Tag erwartet uns mit Traumwetter – und ich ließ T-Shirt und Sonnenschutz zu Hause, weil es in den Westfjorden nur regnen sollte. Aber man will ja nicht jammern, wenn man den Jahrhundert-Sommer erwischt!

Aus der Ferne sieht das Schneefeld in der Scharte Kjaransvíkurskarđ unüberwindbar aus, doch bei näherer Betrachtung erweist sich das Ganze zwar als steil, aber wenig gefährlich.

Oben stockt uns der Atem: Das Panorama nach Süden konnten wir beim Aufstieg schon ausgiebig bewundern, doch jetzt öffnet sich uns auch der Blick auf die ausgedehnten Buchten im nördlichen Teil der Halbinsel. Der Abstieg macht dann richtig Laune; vor allem im steilen Teil des Schneefelds kann man genial „absurfen“.

In der Bucht von Kjaransvík liegen riesige Treibholzstämme wild durcheinander, so wie wenn der Schöpfer persönlich Mikado gespielt hätte. „Das Holz kommt aus Sibirien und wurde unter dem Eis des Nordpols durchgedrückt,“ erklärt Christoph mir. „Früher sammelten die Einwohner das Treibholz ein und brachten es mit Hilfe von Eseln auf die Südseite der Halbinsel, um es dort mit Booten abzuholen, die es dann zu den entsprechenden Siedlungen brachten. Aus dieser Zeit stammen ein Großteil der Wege, die auf unserer Karte verzeichnet sind.“

Ein Blick auf die Uhr mahnt zum Aufbruch. Fluchs durchschreiten wir den Bach Kjaransvíkurá und laufen am Strand entlang unterhalb der steilen Wände des 584 Meter hohen Alfsfell. Dann öffnet sich die Bucht Hlöđuvik vor uns.

So muss das Paradies ausgesehen haben, zumindest in den Augen eines Outdoorers: Den Hintergrund der Bucht säumt eine Bergkette, deren Schneedecke im Licht der Mitternachtssonne golden glänzt; im saftig grünen Gras sprudeln Bäche in Richtung Meer und am östlichen Ufer des Horná wartet eine vollkommen ebene Wiese auf uns.

Wir sitzen bis nachts um drei draußen am Feuer, sind gespannt darauf, ob die Sonne doch noch hinter dem Horizont verschwindet, was sie dann letzten Endes nicht tut und sind unendlich dankbar für diesen vollkommenen Tag.

 

Am nächsten Morgen wartet ein heftiger Aufstieg auf uns: Im kurzen Zickzack steigt der halb verfallenen Pfad auf 400 Meter an, kurz vor Schluss wartet noch eine etwa zwei Meter hohe fast senkrechte Schneemauer.

Oben muss Ingrid dann das übliche Ritual über sich ergehen lassen: „Bitte noch einen Schritt nach rechts, lächeln, nicht bewegen! Danke.“ „Halt, auch wenn Christoph schon fertig ist, heißt das noch lange nicht, dass ich schon meine Bilder gemacht habe.“ Ob sie mal wieder mit uns zwei auf Tour geht?

Immerhin schleppen wir einen Großteil des Gepäcks, sagen Christoph und ich uns immer wieder und schaffen uns so ein reines Gewissen.

Wir entscheiden uns, nicht dem Weg auf der Karte zu folgen, sondern querfeldein ohne Höhenverlust auf dem Plateau zu queren bis wir auf Höhe des Sees Hvannadalsvatn gelangen und dort wieder auf den Pfad stoßen. So die Theorie – leider lasse ich mich von der nächsten Scharte etwas nördlich und der Karte verführen.

Auch wenn der Anstieg deutlich besser aussieht wie auf dem markierten Weg, so hält der Abstieg eine nette Überraschung parat: Eine 300 Meter senkrecht bis zum Meer abfallende Felswand, an deren oberen Ende Christoph einfach nicht weiter will. Ein vorsichtiger Blick nach unten lässt auch Ingrid und mich schnell auf Christophs Kurs einschwenken.

Also kehren wir wieder um und steigen die hundert Meter zu Scharte wieder auf.

Auf dem ganzen Weg stinkt es bestialisch nach Guano, aber daran werden wir uns in der Gegend von Hornbjarg so oder so gewöhnen müssen, weil diese Felsen zu den größten Vogelfelsen Islands gehören. Immerhin lassen sich von der Scharte traumhafte Bilder von Hornbjarg machen und ich weiß jetzt, dass auf der Karte bei senkrechten Wänden nur die oberste Höhenlinie eingezeichnet wird.

Wir queren dann zurück auf den Weg und machen uns an den Abstieg ins Hvannadalskarđ. Das erfordert jede Menge an Konzentration, weil es sehr, sehr steil ist und ein falscher Schritt durchaus der Letzte sein könnte.

Einmal mehr sind wir dankbar für unsere Stöcke und das gute Schuhwerk. Gut, dass in diesem Kessel nicht mehr viel Schnee liegt, sonst wäre das Ganze unpassierbar gewesen, aber auch bei Nässe wäre der Abstieg mit Sicherheit kein Spaß.

Unten im Talkessel könnte man durchaus zelten, doch wir entscheiden uns, noch weiterzulaufen. Hätte Ingrid den Zustand des Weges gekannt, wären wir wohl dort geblieben und erst am nächsten Morgen mit frischer Kraft weitergezogen:

Immer wieder verläuft der Pfad sehr ausgesetzt über die Klippen; zum Teil sind Seilsicherungen angebracht, die aber nicht sehr vertrauenswürdig sind. Nach 10 Stunden auf den Beinen hat Ingrid die Schnauze voll und wir bauen unser Zelt oberhalb des Baches Rekavík auf.

Ingrid verschwindet sofort in Christophs Schlafsack, „weil der wärmer ist als der eigene.“ Christoph und ich kümmern uns um das Essen. Währendessen leistet uns ein Polarfuchs Gesellschaft und hält Christoph und mich zum Narren: Immer wieder lässt er uns bis auf wenige Meter herankommen, dann läuft er wieder etwas weg. Das Spiel wiederholt sich bis uns unsere Mägen an des Essen erinnern. Als kleines Bonbon nach den Strapazen runden wir das Menü noch mit Mousse au Chocolate von Schultheiss ab. Und wenn die am Gaumen kitzelt, sind alle Strapazen vergessen!

 

Am nächsten Tag nehmen wir es leicht und gehen nur die paar Stunden bis Hornvík.

Der offizielle Zeltplatz sagt uns überhaupt nicht zu: Zum einen gibt es dort nichts als Sand, der bei jedem Windstoß durch die Luft wirbelt und windig ist es in der Bucht die ganze Zeit; zum anderen liegt er auf der Westseite des Flusses Hafnarós.

Dessen Durchquerung ist nur bei Ebbe möglich und ziemlich lang, was wir uns nur einmal zumuten wollen. Und da wir die Zelte zwei Nächte lange stehen lassen, um am nächsten Tag auf einer Tagestour Hornbjag zu erkunden, wollen wir auf jeden Fall über den Fluss.

Die auf der Karte eingezeichnete Furt flussaufwärts erweist sich als optimal; nur einmal versackt Christoph bis zu den Hüften in einem Treibsandloch. Schade, dass ich meine Kamera gerade da nicht griffbereit habe...

Direkt am anderen Ende der Furt wartet ein toller Zeltplatz auf uns und wir beglückwünschen uns zu der Entscheidung, weitergelaufen zu sein. Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen, Sonnenbaden und natürlich fotografieren.

Ich beschäftige mich etwas näher mit meiner Testhose aus Gore-Tex. Irgendwie ist mir suspekt, dass die Hose nicht richtig passt, obwohl Arc’teryx doch sonst eine geniale Passform hat. Zu enge Beine, etwas voluminös um die Hüften; genau das hat Testchef Jürgen auch schon bemängelt. Fühlt sich irgendwie nach Frauenschnitt an und ein Blick aufs Etikett bestätigt diesen Verdacht. Christoph lacht sich kaputt als ich ihm von meiner Offenbarung erzähle – Tester sind halt auch nur Menschen...

 

Die Tagestour ans Horn findet wieder bei bestem Wetter statt, unsere Haut leuchtet mittlerweile in dunklem Rot, was uns nicht weiter stört. Auf dem Weg begegnet uns ein Robbe, die genüsslich in der Sonne liegt und keinerlei Notiz von uns nimmt, obwohl ein Auslöser nach dem anderen gedrückt wird.

Polarfüchse, eine Robbe, jetzt fehlen nur noch die Papageientaucher, auf die Christoph und Ingrid schon die ganze Zeit warten und die an den Vogelfelsen zu Hause sein sollen. Auch ich bin gespannt auf die „Clowns der Lüfte“ wie sie Ingrid gerne nennt, haben mir die zwei nicht schon unzählige Geschichten über diese witzigen Vögel erzählt. Leider sind wir etwas zu früh dran, die Papageientaucher befinden sich noch weiter im Süden.

Trotzdem beeindruckt die schiere Menge der Tiere, die entlang der Steilküste in der Luft sind. „Ob die wohl ab und zu zusammenstoßen,“ fragt Ingrid? Trotz intensiver Beobachtungen entdecken wir keine Crashs und vermuten, dass den Vögeln ein Ortungssystem mit auf den Weg gegeben worden ist, nach dem sich die Luftfahrtindustrie sehnen würde.

 

Am nächsten Morgen sind zum ersten Mal dunkle Wolken am Himmel zu sehen und wir erleben einen typischen isländischen Wettermix aus starkem Wind, gelegentlichen Regenschauern unterschiedlichster Intensität.

Nun verstehe ich plötzlich, warum die Höfe verlassen sind, denn das Land macht einen trostlosen und düsteren Eindruck. Und diese Bedingungen sind in den Westfjorden eher die Regel wie das schöne Wetter, das wir bis jetzt genießen konnten. Zudem wird die Landschaft eintöniger und der Weg verliert sich immer wieder im dichten Moos.

 

Ähnlich verläuft auch der folgende Tag. Nur ein Vogelangriff bringt etwas Abwechslung: Während ich mit meinen Trekkingstöcken wie wild in der Luft herumstochere, damit Hitchcocks „Die Vögel“ nicht doch noch zur Realität wird, biegen sich Ingrid und Christoph vor Lachen aufgrund meiner Verteidigungsstrategie. Gut, dass Christoph diesmal das Fotografieren vergisst und diese Aktion im Verborgenen bleibt...

 

Dafür warten die letzten zwei Tage wieder mit der spektakulären Landschaft auf, die wir vom Anfangt der Tour kennen: einsame, langgezogene, tiefblaue Fjorden und schneebedeckte, glitzernde Gipfel laden zum Träumen ein von weiteren Touren in dieser einzigartigen Wildnis.

 

 

Text: Frank Wacker

Fotos: Christoph Haas

Weitere Infos über Island und seine Reisemöglichkeiten bietet Ingrid unter: www.set-geo-aktiv.de

Frank testet weiterhin Ausrüstung unter: www.outdoor-magazin.com

 

Juni 2000

 

Einen super gemachten Film über die isländischen Westfjorde gibt's auch VIMEO.